Wanderungen im Šumava-Nationalpark

Zu Gast bei unseren Freunden vom Touristenklub Tábor

Mit den Kameradinnen und Kameraden des Touristenklubs Tábor hatten wir uns im vergangenen Jahr zu gemeinsamen Bergtouren auf der Gauenhütte getroffen. Im Mai dises Jahres waren wir der Einladung zu einem Gegenbesuch auf der im Böhmerwald gelegenen Hütte unserer tschechischen Freunde gefolgt.

Am Sonntag, 17. Mai, passierten die 12 Sektionsmitglieder die tschechische Grenze bei Phillippsreut. Nach einem besuch von Stadt und Burg Vimperk wurden wir zur vereinbarten Zeit am Bahnhof Lipka von Richard und Stanislav erwartet und zu ihrer in 1020 m Höhe abseits von Siedlungen stehenden Hütte geleitet, wo uns auch Dana, Danka, Jarka, Vìra, Evžen, Pepa und Petr Švanda, der Vorsitzende des Touristenklubs, begrüßten.

Eine Erkundungstour in der Umgebung mit weiter Sicht über die Höhenzüge des Böhmerwaldes vermittelte erste Eindrücke dieser schönen Landschaft, die seit 1991 gemeinsam mit dem Bayerischen Nationalpark das größte Naturschutzgebiet Mitteleuropas darstellt.

Der Böhmerwald, ein großes und geologisch sehr altes Gebirge, bildete in der Vergangenheit eine natürliche Grenze zwischen der germanischen Kultur im Westen und der slawischen im Osten und war auch eine Nationalgrenze, welsche im zweiten Weltkrieg durch die Teilung Europas noch hervorgehoben wurde. Entlang und im weitem Abstand zur deutschen Grenze wurde hier dusch hohe Drahtzäune, von Soldaten bewacht, eine Zone ohne Besiedlung und ohne die Möglichkeit sie zu betreten, geschaffen - der eiserne Vorhang. Heute zeugen nur noch die breiten Waldschneisen von der traurigen Geschichte.

In den folgenden Tagen waren Richard, Stanislav und Josef Doležal bestrebt, uns auf bis zu 25 km langen Wanderungen durch die reizvolle Landschaft des Böhmerwaldes zu führen. Vìra widmete sich den Freunden, die mit einer kürzeren Distanz zufrieden waren.

Ein Video-Film in deutscher Sprache in einer Tourist-Information stimmte uns auf die Landschaft ein und stellte uns die Sehenswürdigkeiten vor. Doch eindrucksvoller waren die Erlebnisse der natur, Auf gut ausgeschilderten Wegen, die wir dem tschechischen Touristenklub verdanken, führten unsere Wanderungen durch die Stille ausgedehnter Wälder zu wilden Gebirgsbächen, geheimnisvollen Moorgründen, dunklen Bergseen, zu einer der Quellen des längsten Flusses Böhmens, der Moldau, und auf das aussichtsreiche, in 1020 m Höhe gelegene Plateau, wo ein von Tschechen gepflegter Friedhof und ein Kriegerdenkmal mit deutschen Namen bekunden, dass hier einmal die Dörfer Fürstenhut, Scheureck und Buchwald gestanden hatten.

Wenn wir müde von unseren Wanderungen zur Hütte zurückgekehrten, erwartete uns stets ein gedeckter Tisch mit Kuchen, Kaffee und Tee. Unsere Kameradinnen Dana und Danka sorgten auch jeden Abend für das Frühstück. Sie und Evžen verzichteten auf die Teilnahme an den Wanderungen, um für unser leibliches Wohl zu sorgen. Dafür gebührt ihnen unser aufrichtiger Dank. Zu danken haben wir auch unseren Tourenleitern, die uns durch die reizvolle Landschaft führten. Bei Gesprächen und frohen Liedern konnte die Freundschaft weiter vertieft werden, wobei die guten Deutschkenntnisse unserer tschechischen Freunde von Vorteil waren.

Am Donnerstag nahmen wir Abschied vom Böhmerwald. Unsere Weiterreise führte zunächst zum Lipno-Stausee der Moldau, zur Besichtigung der historischen Stadt Èeský Krumlov, die im Jahre 1992 in die UNSESCO-Liste der kulturellen Denkmale eingetragen wurde, zu einer Führung durch die Brauerei Budweis und schließlich nach Tábor, wo unsere Gruppe im gut geführten Konstanzer Haus ihre Zimmer beziehen konnte und mit gutem Frühstück versorgt wurde. Mit einem gelungenen Grillfest im Garten von Josef Kòákal, bei dem ein junges Geschwisterpaar mit Gesang, Gitarre und Banjo zur Unterhaltung beitrug, klang der erlebnisreiche Tag aus.

Am folgenden Vormittag wanderten die Konstanzer zum Kloster Klokoty, der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Am Abend waren wir von unseren Freunden bei reicher Bewirtung im Klubkeim eingeladen worden. Dabei übermittelte Raimund den Gastgebern den Dank der Sektion Konstanz für die liebevolle Aufnahme und Betreuung.

Zum Abschuss fuhren die Sektionsmitglieder am Samstag mit dem Frühzug nach Prag, um die goldene Stadt zu besichtigen, Jindra und Rùžena Dvoøáková, die perfekt deutsch sprechende Professorin vom Gymnasium im Tábor, waren unsere Begleiterinnen, zu denen sich in Prag noch eine Fremdenführerin gesellte. So wurde auch der Pragaufenthalt zu einem eindrucksvollen Erlebnis.

Als die Konstanzer am Sonntagmorgen zur langen Rückfahrt starteten, hatten sich wieder ein paar Táborer Freunde eingefunden. Sie trennten sich in der Hoffnung, im kommendem Jahr wieder mir uns gemeinsame Bergtouren in Österreich unternehmen zu können.

Unser aller Dank gilt auch Richard Èerný, der die ganze Organisation übernommen, sich rührend um uns bemüht und seine Freizeit für uns geopfert hat

Raimund Steinhoff

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