Mit den Freunden vom Touristenklub Tábor im Riesengebirge

Für unser zehntes Freundschaftstreffen, der Achten Gemeinsamen Tourenwoche mit dem Touristenklub Tábor, hatten wir uns das sagenumwobene Riesengebirge mit einer fast unerschöpflichen Fülle hervorragender Wanderziele ausgesucht. Gipfel, Kämme und Bergwiesen, Felsszenerien, Kare und Schluchten, Wasserfälle, Seen und Hochmoore warteten darauf, von uns besucht zu werden. Die Routen unserer Exkursionen waren mit unserem Freund Richard Èerný abgesprochen, der die Organisation übernommen hatte.

Am Samstag, 19. Juni, starteten wir zur langen Fahrt über 785 km, die uns an München, Regensburg, Weiden und Prag vorbei nach Vrchlabí und von Špindlerùv Mlýn auf einer Mautstraße zur Špindlerova bouda führte.

Von unserem in 1208 m Höhe am Haupkamm des Riesengebirges gelegenen Stützpunkt wanderten wir am Sonntag in westlicher Richtung entlang der tschechischen-polnischen Grenze zu den Mädchen- und Männersteinen und weiter zum 1508 hohen Vysoké kolo (Hohes Rad). Da sich der Kamm in Wolken gehüllt hatte, konnten wir die Abstürze in die polnischen Schneegruben nur erahnen. Auch der nahe gelegene polnische TV-Turm Wawel war eingenebelt. Von hier führte die Route in Richtung Vosecká bouda und zur pramen Labe (Elbequelle). Absteigend erreichten wir die riesige Elbfallbaude. Nach Überquerung der jungen Elbe auf ihrer ersten Brücke zogen wir weiter zur Martin Baude, zu den Bradlerbauden und den Vogelsteinen. Als wir am Nachmittag über die Peter-Baude die Spindlerhütte wieder erreichten, hatten wir 21.5 km zurückgelegt und 800 Höhenmeter überwunden.

Am Montag stand die höchste Erhebung des Riesengebirges, die 1603 m hohe Schneekoppe (Snìžka), im Programm. Von unserer Hütte wanderten wir zur Kammhöhe und unter der Kleinen Sturmhaube in östlicher Richtung weiter zu den Mittagsteinen. Ein Abstecher führte hinab nach Polen zu den Pilgersteinen. Der zum polnischen Schlesierhaus führende reizvolle Höhen weg bot Tiefblicke auf den Großen und den Kleinen See. Auf einem schotterigen Pfad stapften wir hinauf zu den überdimensionalen polnischen Rundbauten am Gipfel der Schneekoppe.

Besser passte in die Landschaft die kleine runde Koppenkapelle, der wir einen Besuch gönnten. Dem Verfall preisgegeben ist das große tschechische Gipfelhaus.

Nach den Besichtigungen und den Ausblicken zwischen Sonne und Wolken nach Tschechien und Polen wanderten wir über den mit Legföhren bewachsenen Riesen- und Schwarzgrat, auf dem uns ein Gewitter überraschte, weiter zur Hirschhütte, zum Eulensattel und zu unserem Endziel Pomezní boudy, den Grenzbauden. Hier wurden wir vom Bus abgeholt und zu unserem Ausgangpunkt zurückgebracht.

Am Mittwoch fuhren wir nach Petzer. Wir folgten zunächst der für den öffentlichen Verkehr gesperrten Straße, die später in einen Bergweg überging. Diese Route führte und in das landschaftlich großartigste Tal des Riesengebirges, den gletschergeschaffenen Riesengrund mit seinen Wiesenenklaven und Felswänden, seinen Wasserfällen und Karen, Lawinenhängen und botanischen Kostbarkeiten. Ein Tal, das rund 700 m von der Schneekoppe überragt und links eingefasst wird von den Abstürzen des Brunnberges (Studnièní hora, 1554 m). Am Kiesgraben entdeckten wir das nach 1914 errichtete Wasserwerk mit Wasserleitung zur Schneekoppe. Der Schlussaufstieg bot grandiose Tiefblicke bis zur Talsohle. Im Joch des Schlesierhauses empfing uns ein orkanartiger Wind, und wir waren froh, im Schutz des Hauses eine Rast einlegen zu können. Auf dem Rückweg gelangten wir über ein Moorgebiet zur Quelle der Weisen Elbe, zur Wiesenbaude, und später zum Rübezahl-Aussichtspunkt. Von hier stiegen wir durch die Südflanke des Ziegenberges nach Spindlermühle ab.

Am Donnerstag errichten wir nach einer Busfahrt Jánské Láznì (Johannisbad). Bevor wir mit der Bahn zum Schwarzenberg schwebten, hatten wir Gelegenheit, den Badeort zu besichtigen. Von der Schwarzen Baude führte unser Weg zunächst in das Schwarzenberger Torfmoor, dann zur Waldbaude, zum Fuchsberg (1362 m) und über den Fuchsrücken zur Bouda Na rozcestí. Durch die Hänge des Stoh gelangten wir wieder nach Spindlermühle.

Nach täglichen Wanderungen um und über 20 km waren für Freitag kürzere Touren in die nähere Umgebung unserer Unterkunft gewünscht worden. Ich konnte Richard, Evžen, Václav, Gerburg und Elfriede gewinnen, noch die polnischen Schneegruben zu durchstreifen. Auf der uns bekannten Route strebten wir zur Weggabelung unter dem Hohen Rad, von der wir 300 Höhenmeter nach Polen absteigen mussten. Dann zogen wir durch das unter Naturschutz stehende Doppelkar der Schneegruben. In 1100 m Höhe querten wir zunächst durch die östliche Große Schneegrube, dann auf verwachsenen Pfaden über grobes Blockgestein die westliche Kleine Schneegrabe mit den Kochelteichen und einer üppigen Flora. Über steilaufragenden Granitfelsen erspähten wir die Aussichtskanzeln am Hohen Rad und unweit davon den TV-Turm. Beeindruckt folgten wir dem zur Alten schlesischen Baude führenden Pfad, von dem später eine Route hinauf zum Wawel-Turm leitete. Vom Aussichtpunkt blickten wir noch einmal hinab in die Schneegruben. Eine heranziehende dunkle Wolkenfront veranlasste uns, den Rückweg zu beschleunigen, Auf der Route über den Hauptkamm trafen wir unsere Freunde, und bei leichtem Nieselregen kehrten wir zu unserem Domizil zurück.

Am Samstagmorgen waren acht Konstanze bereits zur Heimfahrt gestartet. Der aufziehende Nebel ließ die verbliebenen 16 Teilnehmer - je acht Konstanzer und Táborer - jedoch nicht entmutigen, nochmals eine Tour zu unternehmen. Der Linienbus brachte uns nach Spindlermühle, der Sessellift zum Pøední planina (1194 m). Unsere Tour führte über die Klínová Baude zur Uhu-Baude, dann hinauf zum Denkmal der Bergopfer zwischen Luèní und Studnièní hora. In der Kapelle waren zahlreiche Personen aufgelistet, die durch Kälte, im Schneesturm oder durch Lawinen ums Leben gekommen waren. Nach einer Rast in der Wiesenbaude wanderten wir über die Hochfläche und durch das Tal der Weißen Elbe hinab zum gleichnamigen Gasthaus, um dann ein letztes Mal zur Špindlerova bouda aufzusteigen.

Bei den gemeinsamen Teuren, beim Frühstück und Abenessen hatten wir Gelegenheit, unsere Freundschaft zu vertiefen. Das nächste Treffen ist für Juli 2005 in Konstanz geplant, um Wanderungen im Bodenseegebiet und Touren in den Nahen Bergen zu unternehmen.

Am Sonntagmorgen mussten auch wir und unsere Freunde vom Touristenklub Tábor das Riesengebirge wieder verlassen, Herzlich war der Abschied. Wir waren dankbar für die Tage, die wir dort gemeinsam erleben durften

Raimund Steinhoff

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